Der Prüfungsmarkt im Gesundheitswesen, insbesondere der für den National Health Service (NHS) in England, steht vor bedeutenden Herausforderungen, die durch einen aktuellen Bericht des Financial Reporting Council (FRC) ausführlich beleuchtet wurden. Der FRC-Bericht bietet wertvolle Einblicke in die Dynamik dieses Marktes, identifiziert Kernprobleme und liefert wichtige Ansatzpunkte, um die Resilienz und die Effektivität der Prüfungsprozesse im NHS zu sichern. Diese Untersuchung ist nicht nur relevant für die beteiligten Unternehmen und politischen Entscheidungsträger, sondern auch für Fachleute, die sich mit der Optimierung von Prüfungspraktiken und der Verbesserung der finanziellen Verantwortlichkeit im Gesundheitssektor beschäftigen. Der Bericht des FRC basiert auf einer Studie, die im Juli 2024 initiiert wurde und als Reaktion auf die wachsenden Schwierigkeiten der NHS-Organisationen erfolgt ist, tragfähige und verlässliche Beziehungen zu Prüfungsunternehmen aufrechtzuerhalten. NHS-Träger und sogenannte Integrated Care Boards (ICBs) in England standen dabei im Fokus, da sie maßgeblich auf eine präzise und termingerechte Prüfung ihrer Finanzen angewiesen sind, um sowohl den gesetzlichen Anforderungen als auch internen Kontrollzielen gerecht zu werden.
Im Vergleich zu anderen öffentlichen Sektoren, wie etwa den lokalen Behörden, funktioniert der Prüfungsmarkt für NHS-Kunden zwar aktuell stabiler, dennoch weist der Bericht klare Warnhinweise auf. Drei zentrale Problembereiche kristallisieren sich besonders deutlich heraus: Die begrenzte Kapazitätserweiterung der Prüfungsunternehmen, Schwierigkeiten und Ineffizienzen im Ausschreibungsprozess für Audit-Aufträge sowie eine generell unzureichende Abstimmung der Prioritäten zwischen NHS-Organisationen und den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die Kapazitätsgrenze der auditierenden Unternehmen stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Während die derzeitigen Dienstleister grundsätzlich über die Fähigkeit verfügen, ihre aktuellen Mandate zu erfüllen, stoßen sie bei dem Versuch, ihre Dienstleistungen auszuweiten und mehr NHS-Kunden zu betreuen, auf erhebliche Hindernisse. Diese Barrieren reichen von Personalmangel über komplexe regulatorische Vorgaben bis hin zu wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die eine schnelle Skalierung erschweren.
Eine unzureichende Kapazität kann kritische Folgen haben, da eine geringere Wettbewerbsfähigkeit des Marktes die Auswahlmöglichkeiten für NHS-Kunden einschränkt und letztlich die Qualität und Zuverlässigkeit von Prüfungen in Gefahr bringt. Der Audit-Ausschreibungsprozess selbst wurde ebenfalls kritisch hinterfragt. Die aktuellen Verfahren weisen in vielen Fällen Strukturprobleme auf, darunter mangelnde Transparenz, kurze Fristen und geringe Einbindung der interessierten Prüfer in einem frühen Stadium. Dieser Mangel an frühzeitiger Kommunikation und Abstimmung vor der eigentlichen Bewerbung für Audit-Aufträge erschwert den Prüfern, ein vollständiges Verständnis der speziellen Bedürfnisse und Erwartungen der NHS-Organisationen zu erlangen. Die Folge ist eine suboptimale Ausschreibung, die weder die Anforderungen der NHS-Kunden umfassend abbildet noch die Auditoren im Bewerbungsprozess fair berücksichtigt.
Ein weiterer bemerkenswerter Befund ist die unterschiedliche Fokussierung der beteiligten Akteure. Während NHS-Organisationen oft stark auf das Einhalten von Audit-Fristen und finanziellen Zielvorgaben ausgerichtet sind, legen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften größeren Wert auf die Qualität der geprüften Konten und eine sorgfältige Audit-Durchführung. Diese Divergenz der Prioritäten führt zu Spannungen im Prüfungsprozess und kann die Effektivität und Aussagekraft der Prüfberichte beeinträchtigen. Eine solche Situation birgt das Risiko, dass zeit- und kostenorientierte Zielsetzungen die notwendige Tiefe und Sorgfalt bei der Prüfung verdrängen. Der FRC-Bericht betont, dass diese Problematik nicht isoliert betrachtet werden darf, sondern im Gesamtzusammenhang der laufenden Reformen des lokalen Prüfungssystems in England.
In diesem Kontext betrachtet die Aufsichtsbehörde sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen, die zur Stärkung der Resilienz und Funktionsfähigkeit des Prüfungsmarktes für NHS-Kunden beitragen können. Zu den vorgeschlagenen Lösungen gehören unter anderem die Verbesserung der Ausschreibungsprozesse durch frühzeitige Einbindung aller Beteiligten, die Förderung der Kapazitätsentwicklung bei Prüfungsunternehmen und eine bessere Abstimmung der Zielsetzungen zwischen NHS-Organisationen und Auditoren. Sarah Rapson, Direktorin der Executive Supervision beim FRC, brachte diese Anliegen prägnant auf den Punkt. Sie hob hervor, dass die Herausforderungen im NHS-Prüfungsmarkt zwar nicht so gravierend wie bei den lokalen Behörden seien, dennoch aber proaktiv angegangen werden müssten, um die Stabilität und Zuverlässigkeit der Prüfungen zu sichern. Die Vorschläge des Berichts sollen die laufenden Reformbemühungen der Regierung im lokalen Auditsystem ergänzen und verstärken.
Der FRC sieht sich dabei in einer zentralen Rolle als Regulierungs- und Aufsichtsinstanz, die mit ihrer Expertise und Handlungsfähigkeit dazu beiträgt, konstruktive Veränderungen herbeizuführen. Neben den strukturellen und prozessualen Herausforderungen ist im Bericht auch die Bedeutung der Qualität der Prüfergebnisse für die Glaubwürdigkeit des NHS insgesamt betont worden. Eine verlässliche und gründliche Prüfung der Finanzen unterstützt nicht nur die Compliance mit gesetzlichen Vorgaben, sondern fördert vor allem das Vertrauen von Patienten, Stakeholdern und der Öffentlichkeit in die finanzielle Integrität und Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems. Vor diesem Hintergrund besteht ein erhebliches Interesse daran, den Prüfungsmarkt so zu organisieren und weiterzuentwickeln, dass er den besonderen Anforderungen und der Komplexität des NHS gerecht wird. Die vielfältigen Herausforderungen des Audit-Marktes im NHS zeichnen ein Bild von einem öffentlichen Sektor, der sich in einem Spannungsfeld aus wirtschaftlichem Druck, regulatorischen Anforderungen und organisatorischen Veränderungen bewegt.
Die Grenzen bei der Kapazitätsentwicklung bedeuten, dass die bestehenden Prüfungsunternehmen nicht uneingeschränkt wachsen können, um den Bedarf zu decken. Dies stellt eine potenzielle Schwachstelle dar, der mit gezielten Investitionen in die Ausbildung von Wirtschaftsprüfern, verbesserten Ausschreibungsmechanismen und angepassten regulatorischen Rahmenbedingungen entgegengewirkt werden muss. Darüber hinaus zeigt die Divergenz der Prioritäten, wie wichtig eine kulturverändernde Zusammenarbeit zwischen NHS-Kunden und Prüfern ist. Ein partnerschaftlicher Ansatz, der auf einem gemeinsamen Verständnis der Qualitäts- und Zeitvorgaben basiert, kann dazu beitragen, die Effizienz der Audits zu verbessern und gleichzeitig den hohen Qualitätsstandard zu garantieren. Die Etablierung solcher partnerschaftlicher Beziehungen erfordert neue Kommunikationswege, transparente Zielsetzungen und gegenseitiges Vertrauen.
Ein weiterer Aspekt, der im Bericht angesprochen wird, ist die Rolle der Technologie und Digitalisierung im Prüfungsmarkt. Moderne Prüfungs- und Datenanalysetools bieten Chancen, Prüfungsprozesse zu beschleunigen und präziser zu gestalten. Gleichzeitig aber müssen die Prüfungsunternehmen in die technische Ausstattung und in entsprechende Schulungen investieren, damit diese Instrumente effizient genutzt werden können. Die Umsetzung digitaler Lösungen kann zudem dazu beitragen, die Kapazitätsgrenzen teilweise zu überwinden und den Ausschreibungsprozess transparenter und weniger zeitintensiv zu gestalten. Die Reform des lokalen Auditsystems, in deren Zusammenhang der FRC-Bericht steht, ist somit ein komplexes Unterfangen, das eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen und eine koordinierte Strategie erfordert.