Intel, einer der weltweit führenden Halbleiterhersteller, steht seit einiger Zeit vor großen Herausforderungen. Trotz seiner starken Marktposition und jahrzehntelanger Innovationskraft hat das Unternehmen in den letzten Quartalen mit stagnierenden Umsätzen und sinkenden Gewinnen zu kämpfen. Die jüngsten Quartalszahlen bestätigten diesen Trend, wobei die Umsätze im ersten Quartal 2025 bei 12,7 Milliarden US-Dollar unverändert blieben und der bereinigte Gewinn pro Aktie um 28 Prozent auf 0,13 US-Dollar sank. Dieses Ergebnis liegt zwar über den von Analysten erwarteten 0,01 US-Dollar pro Aktie und 12,3 Milliarden US-Dollar Umsatz, doch die Prognosen für die Zukunft enttäuschten den Markt. Die Aktienkurse reagierten negativ und verloren im Jahresvergleich mehr als 40 Prozent ihres Werts.
Dies wirft die Frage auf, ob eine nachhaltige Wende für Intel in Sicht ist und wie das Unternehmen seine Herausforderungen meistern kann. Ein genauerer Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen zeigt, dass Intel nicht in erster Linie mit sinkenden Umsätzen, sondern mit stagnierendem Wachstum kämpft. Erstmals seit dem ersten Quartal des Vorjahres blieb der Umsatz im Berichtszeitraum konstant, anstatt weiter zu fallen – ein verhaltenes positives Signal. Dennoch ist die Entwicklung im Herstellungs- und Produktsegment gemischt. Die sogenannten Produktumsätze sanken um drei Prozent auf 11,8 Milliarden US-Dollar.
Besonders auffällig war der Rückgang im Bereich Client Computing Group (CCG), dem traditionellen Brot-und-Butter-Geschäft von Intel, das aufgrund intensiven Wettbewerbs deutlich um acht Prozent auf 7,6 Milliarden US-Dollar verlor. Dagegen konnte der Geschäftsbereich Data Center und Artificial Intelligence (DCAI) einen Anstieg der Einnahmen um acht Prozent auf 4,1 Milliarden US-Dollar verzeichnen. Der Verkauf der Xeon-Prozessoren, Intel’s CPU-Produktlinie für Rechenzentren und Unternehmenslösungen, entwickelte sich besser als erwartet. Allerdings dürfte ein Teil des Zuwachses auf vorgezogene Bestellungen zurückzuführen sein, die Kunden angestoßen haben, um möglichen Zollerhöhungen vorzubeugen. Diese Art von Wachstum ist daher nicht unbedingt nachhaltig, sondern spiegelt eher taktische Einkaufsentscheidungen wider.
Auch die Foundry-Sparte von Intel zeigt gemischte Signale. Die Auftragsfertigung, bei der Intel als Dienstleister Chips für andere Unternehmen produziert, konnte die Umsätze um sieben Prozent auf 4,7 Milliarden US-Dollar steigern. Trotz des Umsatzanstiegs bleiben die operativen Verluste mit 2,3 Milliarden US-Dollar jedoch enorm. Zwar konnte Intel die Verluste gegenüber dem Vorjahresquartal leicht reduzieren (damals 2,4 Milliarden), aber langfristig ist dieser Bereich noch nicht profitabel. Intel investiert kräftig in den Ausbau seiner Foundry-Kapazitäten, um mit Marktführern wie TSMC und Samsung konkurrenzfähig zu werden.
Diese Investitionen sind zwar für die Zukunft notwendig, drücken aber aktuell die Profitabilität und belasten die Margen. Positiv hervorzuheben ist das Wachstum im Segment „Other“, zu dem Tochtergesellschaften wie Altera und Mobileye gehören. Die Umsätze stiegen hier um beeindruckende 47 Prozent auf 900 Millionen US-Dollar. Noch wichtiger: Dieses Segment schaltete von einem operativen Verlust von 170 Millionen US-Dollar im Vorjahr auf einen Gewinn von 103 Millionen US-Dollar um. Mobileye, ein Anbieter von fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen und Technologien für autonomes Fahren, gilt als eines der wichtigsten Wachstumsfelder für Intel.
Die deutliche Verbesserung in diesem Bereich ist ein Hoffnungsschimmer und spricht für die Diversifizierungsstrategie des Unternehmens. Die Margenentwicklung bleibt jedoch eine zentrale Herausforderung. Die Bruttomarge fiel im ersten Quartal um 410 Basispunkte auf 36,9 Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür ist die ungeliebte Mischung aus einem wachsenden verlustreichen Foundry-Geschäft und Margendruck in den klassischen Produktlinien CCG und DCAI. Insbesondere der hohe Investitionsbedarf beim Aufbau der Foundry-Anlagen belastet die Ertragslage erheblich.
Hierbei handelt es sich um eine Art notwendiges Übel, wenn Intel seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern will. Finanziell steht das Unternehmen trotz der Herausforderungen relativ solide da. Intel generierte im ersten Quartal 813 Millionen US-Dollar an operativem Cashflow, wendete aber gleichzeitig 5,2 Milliarden US-Dollar für Kapitalausgaben auf – vor allem für die Foundry-Investitionen. Das ist eine gewaltige Summe, die jedoch notwendig erscheint, um langfristig technologisch auf Augenhöhe mit der Konkurrenz zu bleiben. Das Unternehmen verfügt am Quartalsende über insgesamt 50,2 Milliarden US-Dollar an Schulden, denen 21,1 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln gegenüberstehen.
Diese Bilanz zeigt, dass Intel zwar finanziell gut ausgestattet ist, aber weiterhin einen erheblichen Schuldenberg bewältigen muss. Die Frage nach einer möglichen deutlichen Wende wird von Experten und Investoren intensiv diskutiert. Viele Analysten sehen im Foundry-Bereich das größte Hoffnungspotenzial. Intel plant, eine bedeutende Rolle im Auftragsfertigungsgeschäft einzunehmen, was mittelfristig für eine neue Ertragsquelle sorgen könnte. Der Aufbau von State-of-the-Art-Fertigungsanlagen in den USA und Europa – auch vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten und Bestrebungen zur technologischen Souveränität – gilt als strategisch bedeutsam.
Zudem können die Fortschritte bei Mobileye und anderen Tochtergesellschaften den Umsatzzuwachs unterstützen und das Produktportfolio breiter aufstellen. Intels Engagement im Bereich Künstliche Intelligenz, insbesondere mit dem DCAI-Bereich, könnte zudem in einer Zeit steigender Nachfrage nach spezialisierten Rechenzentren und AI-Chips eine wichtige Rolle spielen. Trotz dieser Chancen bleiben Risiken bestehen. Der Wettbewerb im Halbleitermarkt ist enorm, insbesondere durch Unternehmen wie AMD, Nvidia sowie die foundry-spezialisierten Hersteller TSMC und Samsung. Intel muss zudem seine Produktionsprobleme aus der Vergangenheit überwinden und neue Fertigungstechnologien wie 3-nm-Chips erfolgreich umsetzen, um die Marktanteile zurückzugewinnen.
Die operativen Verluste und der hohe Capex belasten weiterhin die Finanzen und die Rentabilität. Für Anleger und Beobachter bedeutet das: Intel steckt in einer Transformationsphase, die zwar Mut und langfristige Investitionsbereitschaft erfordert, aber auch das Potenzial für eine Rückkehr zu nachhaltigem Wachstum bietet. Ein Turnaround ist nicht garantiert, wird aber zunehmend wahrscheinlicher, wenn die Investitionen in die Foundry nachhaltig Früchte tragen und die Tochterfirmen wie Mobileye weiter wachsen. Die nächsten Quartale werden zeigen, ob Intel diesen Balanceakt meistern kann. Abschließend lässt sich sagen, dass Intel trotz der spürbaren Probleme und den aktuell enttäuschenden Geschäftszahlen nicht abgeschrieben werden sollte.
Mit erheblichen Investitionen, einer klaren Strategie und einer Fokussierung auf zukunftsträchtige Segmente könnte der ehemals unangefochtene Halbleiterriese im kommenden Jahr eine Wende schaffen. Doch bis dahin bleibt das Aktienpapier volatil und mit Vorsicht zu betrachten, da die Risiken und Chancen eng beieinander liegen. Die technologische Transformation und der Ausbau neuer Geschäftssegmente sind der Schlüssel für Intel, um auf lange Sicht wieder zu Wachstum und Profitabilität zurückzufinden.