Im Juni 2025 öffnete das renommierte Musée des Arts Décoratifs im Louvre-Palast in Paris seine Türen für Proof of Talk 2025, eine der bedeutendsten Veranstaltungen im Bereich Web3 und Blockchain-Technologie. Mit Tausenden Teilnehmern aus aller Welt und hunderten hochkarätigen Speakern diente das Event als wichtige Plattform, um den aktuellen Stand und die zukünftigen Trends der Branche zu präsentieren. Besonders im Fokus standen dabei die Themen Real World Assets (RWAs), Stablecoins und Krypto-IPOs – Bereiche, die die professionellen Investoren, Unternehmen und politische Entscheidungsträger zunehmend beschäftigen. Das Event hat deutlich gemacht, dass der Kryptosektor sich immer mehr von den Anfängen als Nischenmarkt hin zu einem etablierten Bestandteil des globalen Finanzsystems entwickelt. Institutionelle Investoren treten verstärkt in den Markt ein und treiben Innovationen in Bereichen voran, die das Potenzial haben, eine breite Adoption zu ermöglichen.
Die Rolle von Stablecoins im aktuellen Finanzsystem wurde in einer der ersten Diskussionsrunden intensiv beleuchtet. Diese digitalen Währungen, die durch traditionelle Vermögenswerte wie den US-Dollar gedeckt sind, ermöglichen schnelle und kostengünstige Transaktionen ohne die Volatilität klassischer Kryptowährungen. Reeve Collins, der frühere Mitgründer von Tether, sowie Experten von führenden Firmen wie Mastercard und Andreessen Horowitz diskutierten die zunehmende Integration von Stablecoins in bestehende Zahlungssysteme. Insbesondere wurde hervorgehoben, dass Stablecoins bald nicht nur als Vermögenswert, sondern auch als Zahlungsmittel in Unternehmenssoftware für Rechnungswesen und Steuern verwendet werden könnten. Mastercard verfolgt hier eine strategisch wichtige Partnerschaft mit dem Web3-Zahlungsdienstleister MoonPay, die es ermöglicht, dass Verbraucher und Unternehmen weltweit mit Stablecoins bezahlen und bezahlt werden können.
Christian Rau von Mastercard betonte, dass Stablecoins im Zahlungsprozess eine ähnliche Rolle wie traditionelle Fiat-Währungen übernehmen können, jedoch mit einer effizienteren Abwicklung und ohne Eingriffe in die Privatsphäre der Nutzer. Dieses Vertrauenssignal ist essenziell, um weitere Institutionen für digitale Zahlungen zu gewinnen, was den Weg für eine breitere Akzeptanz ebnet. Gleichzeitig wächst der Markt für Stablecoins kontinuierlich und wird mittlerweile auf einen Wert von etwa 250 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die kürzlich erfolgte Börseneinführung des Stablecoin-Emittenten Circle an der Nasdaq unterstreicht die wachsende Bedeutung dieser digitalen Assets. Circle konnte seinen Aktienkurs seit dem Börsendebüt mehr als verdreifachen, was nicht nur den Optimismus der Anleger widerspiegelt, sondern auch das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Branche stärkt.
Ein spannendes Zukunftsprojekt, das auf Proof of Talk vorgestellt wurde, ist „stbl.com“ von Reeve Collins. Dieses Protokoll ermöglicht es Nutzern, verschiedene tokenisierte Real World Assets wie On-Chain-Staatsschulden zu erstellen und zu staken. Dabei werden zwei unterschiedliche Token ausgegeben: einer repräsentiert die Rendite aus dem zugrundeliegenden Vermögenswert, der andere ist der eigentliche Stablecoin namens USST. Dieses Modell hat das Potenzial, die bisherigen Limitationen von renditebringenden Stablecoins zu überwinden, denn es erlaubt eine klarere Trennung von Anlageprinzipal und erzieltem Ertrag.
Zunächst sollen vor allem Krypto-Börsen und Institutionen Zugriff auf das System erhalten, bevor es für Privatanleger geöffnet wird. Aber nicht nur Stablecoins sondern auch die Tokenisierung realer Vermögenswerte stand im Mittelpunkt der Konferenz. Die Bedeutung von RWAs nimmt rasant zu und wird laut Prognosen bis 2030 ein Volumen von bis zu 30 Billionen US-Dollar erreichen. Durch die Digitalisierung und Fragmentierung von Assets wie Immobilienfonds, Unternehmensanleihen oder Rohstoffen lassen sich Investitionen künftig stärker demokratisieren und viele kleinere Anleger können Zugang zu bislang verschlossenen Märkten erhalten. Experten von Global Playern wie der London Stock Exchange Group und State Street betonten, dass die Tokenisierung die Effizienz im Kapitalmarkt erheblich steigert und die Hürden für den Marktzugang deutlich senkt.
Dotun Rominiyi von der LSE unterstrich die Rolle der Technologie als Innovationstreiber, der neue Marktstrukturen mit mehr Transparenz und automatisierten Prozessen ermöglicht. Gleichzeitig eröffnen sich vielfältige neue Anwendungsfelder im Bereich DeFi, etwa für Kreditvergabe und -aufnahme, die durch tokenisierte Vermögenswerte unterstützt werden. Die zunehmende Relevanz von Krypto-IPOs wurde ebenfalls intensiv diskutiert. Während Initial Coin Offerings (ICOs) vor einigen Jahren vor allem für schnelle Kapitalbeschaffung genutzt wurden, bieten Börsengänge traditionelle und institutionelle Finanzierungswege mit mehr regulatorischer Sicherheit und langfristiger Ausrichtung. Stephan Lutz, CEO der Kryptobörse BitMEX, sowie Jean-Marie Mognetti, CEO und Mitgründer von CoinShares, erklärten, dass ein erfolgreicher IPO nur dann Sinn ergibt, wenn ein Unternehmen eine skalierbare und kapitalintensive Geschäftsidee verfolgt und langfristig am Markt verbleiben möchte.
Crypto IPOs eröffnen neue Möglichkeiten, Kapital zu beschaffen und größere Investorenkreise einzubinden, die zuvor aufgrund von Regulierungsunsicherheiten fernblieben. Dabei helfen erfolgreiche Börsengänge, das Image der Kryptoindustrie zu professionalisieren und Vertrauen aufzubauen. CoinShares selbst konnte nach dem IPO in Schweden eine Transformation von einem vornehmlich trading-orientierten Unternehmen hin zu einem etablierten Asset-Manager vollziehen, was sich positiv auf das Wachstum und die Unternehmensstruktur auswirkte. Trotz der positiven Entwicklungen bleiben Herausforderungen, die eine umfassende Akzeptanz von Stablecoins, tokenisierten Vermögenswerten und Krypto-IPOs noch bremsen. Datenschutz- und Regulierungsfragen stehen weiterhin im Vordergrund.
Die Einführung von Technologien wie Zero-Knowledge-Proofs könnte helfen, die Privatsphäre bei Transaktionen zu wahren, ohne die Nachvollziehbarkeit für Regulatoren zu gefährden. Gleichzeitig warten viele Länder noch auf klare und harmonisierte gesetzliche Rahmenbedingungen. Ein Beispiel hierfür ist der in den USA diskutierte GENIUS Act, der strenge Anforderungen an die Deckung von Stablecoins stellen würde. Ziel ist es, das Vertrauen in digitale Währungen durch vollständige Besicherung mit liquiden Mitteln zu erhöhen und Missbrauch zu verhindern. Diese Gesetzgebung steht repräsentativ für den globalen Trend, Regulierung zu nutzen, um Risiken zu mindern und gleichzeitig Innovationen zu fördern.