Der US-Dollar hat seit Jahrzehnten eine herausragende Stellung als globale Leitwährung inne. Trotz der jüngsten politischen und ökonomischen Entwicklungen sowie den wachsenden Bestrebungen mehrerer Länder, insbesondere der BRICS-Staaten, die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern, verteidigt die amerikanische Währung ihre dominierende Position auf dem internationalen Parkett souverän. Der Dollar spielt nicht nur im globalen Handel eine zentrale Rolle, sondern bestimmt auch als Leitwährung die Struktur der Finanzmärkte, der internationalen Zahlungsströme und der Währungsreserven zahlreicher Länder. Um die Bedeutung des US-Dollars im internationalen Kontext zu verstehen, ist es notwendig, die Entwicklung der globalen Finanzlandschaft, die wirtschaftlichen Triebkräfte dahinter sowie die Herausforderungen durch aufstrebende Alternativen zu beleuchten. Ein Blick auf die makroökonomischen Daten verdeutlicht, wie groß der Einfluss der Vereinigten Staaten und ihres Dollares auf die Weltwirtschaft ist.
Die USA erwirtschaften etwa ein Viertel des globalen Bruttoinlandsprodukts, während ihr Anteil am weltweiten Handelsvolumen – inklusive Waren und Dienstleistungen – bei ungefähr zehn Prozent liegt. Diese Diskrepanz zeigt bereits, wie stark der Dollar über seine reine Herkunftsökonomie hinauswirkt. Milliarden von Transaktionen im internationalen Handel sowie internationale Finanzgeschäfte werden in US-Dollar abgewickelt, was den Dollar als unverzichtbares Mittel für Zahlungsabwicklungen und Risikoabsicherungen etabliert hat. Das Swift-Netzwerk, das für die Abwicklung internationaler Zahlungen zuständig ist, liefert wichtige Daten über die Währungsanteile bei weltweiten Transaktionen. So erreichten im Juli 2023 Zahlungen in US-Dollar mit einem Anteil von 46,5 Prozent einen historischen Höchststand.
Diese Entwicklung zeigt, dass trotz vereinzelt laut werdender Stimmen zur De-Dollarisierung der Dollar keinesfalls an Boden verliert, sondern seine Rolle sogar ausweitet. Demgegenüber stehen andere Währungen wie der chinesische Yuan, der zwar stetig an Marktanteilen gewinnt, aber noch mit einem Anteil von etwa drei Prozent im internationalen Zahlungsverkehr vergleichsweise wenig Einfluss hat. Dennoch gelang es dem Yuan in bestimmten regionalen Fällen, wie bei den China-internen grenzüberschreitenden Transaktionen, sogar den Dollar zu überholen. Der Yuan als Herausforderer des US-Dollars ist ein wichtiger Indikator für die geopolitischen Verschiebungen in der Weltwirtschaft. China ist bemüht, seine Währung international zu etablieren, nicht zuletzt durch verstärkte Nutzung innerhalb der eigenen Handelsbeziehungen und Partnerschaften, insbesondere mit Russland oder Indien.
Die zunehmenden chinesisch-russischen Handelsgeschäfte, die häufig in Yuan abgewickelt werden, sind Ausdruck strategischer Bemühungen, den Dollar zumindest in bestimmten Regionen oder Handelssegmenten weniger dominant erscheinen zu lassen. Dennoch bleibt der Yuan außerhalb Chinas noch eine Randerscheinung im globalen Zahlungsverkehr und den offiziellen Devisenreserven vieler Länder. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Dollar-Dominanz sind die Devisenreserven der Zentralbanken weltweit. Obwohl die weltweiten Dollarreserven in den letzten Jahrzehnten leicht gesunken sind, hält der US-Dollar nach wie vor den mit weitem Abstand größten Anteil ein. Die Abnahme um rund 2,5 Prozentpunkte innerhalb von zehn Jahren und 7,5 Prozentpunkten über zwei Dekaden zeigt zwar eine gewisse Verringerung, doch liegen die Dollarreserven weiterhin bei einem Wert, der anderen Währungen weit überlegen ist.
Im gleichen Zeitraum schaffte es der Yuan nur einen moderaten Anstieg von 1,1 auf 2,6 Prozent zu verzeichnen – ein Wert, der angesichts der Größe des globalen Währungsmarktes noch sehr gering ist. Ergänzend zur Rolle als Handels- und Reservewährung besitzt der Dollar eine marktbeherrschende Stellung im Devisenhandel. Daten aus 2022 zeigen, dass mehr als 88 Prozent aller weltweiten Währungsgeschäfte den US-Dollar involvieren. Diese Dominanz hat verschiedene Gründe. Zum einen verfügt der Dollar über eine hohe Liquidität und eine breite Akzeptanz, was ihn zum bevorzugten Instrument für Händler, Investoren und Zentralbanken macht.
Zum anderen sind amerikanische Finanzmärkte durch ihre Größe, Stabilität und Transparenz attraktiv für Kapitalanlagen sowie für die Emission von Schuldtiteln – weltweit die häufigste Währung für internationale Kredite und Anleihen ist daher der US-Dollar. Das Thema der De-Dollarisierung gewinnt in den letzten Jahren mehr an Aufmerksamkeit, vor allem durch politische Initiativen des BRICS-Blocks und weitere geopolitische Entwicklungen. Die BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – diskutieren verstärkt Alternativen zum US-Dollar, um politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten zu verringern. Brasilien hat sogar Ideen für eine komplett neue gemeinsame Währung der BRICS vorgeschlagen, doch die Umsetzung eines solchen Projekts scheint vorerst unrealistisch. Die unterschiedlichen Interessen und Ansätze innerhalb der Gruppe erschweren eine gemeinsame Strategie.
Russland hat sich nach internationalen Sanktionen gegen sein Finanzsystem bemüht, den Dollar möglichst zu umgehen, und nutzt verstärkt den Yuan sowie den Rubel in Handelsgeschäften. Indien verfolgt eine pragmatische Position und sieht zwar eine gewisse Rolle für seine eigene Währung im regionalen Kontext, ist aber skeptisch, dass sich die weltweite Struktur nachhaltiger verändert. China wiederum setzt langfristig auf den Yuan und versucht durch Handels- und Finanzpartnerschaften dessen Nutzung global zu steigern. Trotz dieser kleineren Schritte in Richtung De-Dollarisierung bleibt der US-Dollar die dominierende Währung im Weltwirtschaftssystem. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Die wirtschaftliche Größe und Innovationskraft der USA, das Vertrauen in die politische und institutionelle Stabilität der Vereinigten Staaten sowie die entwickelte Kapitalmarktstruktur sprechen klar für den Dollar. Änderungen im internationalen Zahlungsverkehr benötigen Zeit und Vertrauen, weshalb der Dollar seine Vormachtstellung nur schwer zu verlieren droht. Experten sind sich einig, dass eine vollständige Ablösung des US-Dollars als globale Leitwährung in naher Zukunft unwahrscheinlich ist. Doch werden Veränderungen im internationalen Finanzsystem beobachtet, bei denen regionale oder sektorspezifische Währungen zu bedeutenderen Rollen gelangen. Die zunehmende Nutzung digitaler Währungen und Blockchain-Technologien könnte zukünftig ebenfalls zu einer größeren Diversifikation der Währungsnutzung führen, auch wenn der Dollar vermutlich weiterhin im Zentrum stehen wird.
Letztlich zeigt die aktuelle globale Finanzlandschaft, dass der US-Dollar nach wie vor eine zentrale Grundlage für internationale Stabilität und Wachstum bildet. Seine Rolle als Hauptreservewährung und primäres Transaktionsmedium prägt die internationale Wirtschaftspolitik entscheidend. Die Bemühungen anderer Nationen und Währungsräume um mehr Unabhängigkeit vom Dollar führen zwar zu spannenden Entwicklungen, doch ist die gesamte Weltwirtschaft weiterhin stark vom Dollar geprägt. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob und wie sich diese Dynamik weiter verändern wird, oder ob der US-Dollar seine Position als „Weltleitwährung“ verteidigen kann – bisher spricht vieles für Letzteres.