Die Vereinigten Staaten sehen sich seit Jahrzehnten mit immer häufigeren und zerstörerischeren Wetter- und Klimakatastrophen konfrontiert. Um den Schaden, den diese Ereignisse verursachen, besser nachvollziehen zu können, hatte die nationale Behörde für Ozeanische und Atmosphärische Forschung (NOAA) seit 1980 eine umfassende Datenbank betrieben. Diese erfasste bundesweit die wirtschaftlichen Kosten der schwersten Unwetterereignisse, darunter Hurrikane, Überschwemmungen, Dürren, Tornados und Waldbrände. Doch im Jahr 2025 hat die Trump-Administration überraschend die Einstellung dieser Jahrzehnte dauernden Datensammlung beschlossen. Die Entscheidung, die "Billion-Dollar Weather and Climate Disasters"-Datenbank nicht weiter zu aktualisieren, birgt gravierende Folgen für das Verständnis und Management von Wetterrisiken in den USA.
Seit 1980 dokumentierten die Datensätze der NOAA insgesamt 403 Klima- und Wetterkatastrophen mit einem geschätzten Gesamtschaden von fast 3 Billionen US-Dollar. Diese Summe gilt konservativ, da viele Folgen schwer zu beziffern sind. Besonders alarmierend ist, dass die Anzahl der extremen Wetterereignisse allein in den letzten fünf Jahren von durchschnittlich neun auf 24 jährlich gestiegen ist. Diese Entwicklung zeigt eindeutig, wie die Risiken und Kosten wetterbedingter Ereignisse zunehmen und wie wichtig eine kontinuierliche Erfassung und Auswertung der Daten sind. Die Abschaltung der Datenbank wirkt dem entgegen und erschwert es Gemeinden, Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern erheblich, aktuelle Entwicklungen zu verfolgen und auf Basis fundierter Informationen zu planen.
Besonders stark betroffen sind Regionen im zentralen, südlichen und südöstlichen Teil der USA, die statistisch bevölkerungsmäßig und wirtschaftlich am stärksten von Milliarden-Dollar-Katastrophen getroffen werden. Ohne aktuelle Daten zu Schaden und Verteilung von Extremwetterereignissen droht dort eine massive Datenlücke, die präventive Maßnahmen einschränkt. Zudem war die Datenbank nicht nur ein Instrument zur reinen Schadenserfassung. Sie diente auch der Analyse sozialer und ökonomischer Verletzlichkeit. Indem sie Extremwetterereignisse mit sozio-demografischen Daten verknüpfte, half sie herauszufinden, welche Bevölkerungsgruppen – etwa Minderheiten, ältere Menschen oder sozial benachteiligte Schichten – besonders gefährdet sind.
Solche Erkenntnisse sind essentiell, um gezielte Hilfsprogramme zu entwickeln und vulnerablen Gemeinden Schutz zu bieten. Die Einstellung lässt daher wichtige gesellschaftspolitische Aspekte des Katastrophenmanagements unzureichend beleuchtet. Die offizielle Begründung der NOAA verwies auf eine „Anpassung an sich ändernde Prioritäten, gesetzliche Vorgaben und personelle Veränderungen“. Die ausführlichen Programmschließungen kamen im Kontext erheblicher Personaleinsparungen durch die Trump-Administration, welche auch Klimaforschungslabore und die Allgemeine Forschungsabteilung der NOAA bedrohen. Kritiker sehen hierin eine gezielte Schwächung der staatlichen Kapazitäten zur Erfassung und Analyse von Klimarisiken sowie zur öffentlichen Informationsbereitstellung.
Neben der politischen Ebene ist auch der wissenschaftliche Schaden immens. Das aufwendig erstellte und gepflegte Datenarchiv wird somit nicht mehr erweitert und aktualisiert. Dies drückt nicht nur das Potenzial zur Trendforschung und Risikoanalysen, sondern erschwert auch Vergleiche von historischen und aktuellen Ereignissen. Wissenschaftler, die auf verlässliche, vollständige Datensätze angewiesen sind, verlieren damit eine zentrale Quelle für Untersuchungen zu Klimawandel-Folgen und Extremwettertrends der USA. Ein weiterer kritischer Aspekt ist die kaum realistische Aussicht, dass private Unternehmen oder akademische Institutionen die Aufgabe übernehmen könnten.
Die Datenhaltung im privaten Sektor ist häufig durch Geschäftsinteressen geprägt und selten öffentlich zugänglich. Die durch die NOAA bereitgestellten Informationen waren über Jahrzehnte eine der wenigen umfassenden und öffentlich nutzbaren Ressourcen zur Bewertung der Kosten von Wetterkatastrophen. Insbesondere jene, die auf öffentlich finanzierte Forschung und Planung angewiesen sind, stehen vor erheblichen Einschränkungen. Die Entscheidung zur Abschaltung der Datenbank steht damit im Widerspruch zum dringenden Handlungsbedarf, den zunehmenden und teureren Wetterextremen durch den Klimawandel wirksam entgegenzutreten. Verschärfte Dürren, längere Waldbrandsaisonen im Westen und zunehmend heftigere Regenfälle im Osten sind bereits heute real messbare Folgen, die sich in steigenden Schadenssummen niederschlagen.
Gerade in Zeiten wachsender Unsicherheiten um die Entwicklung klimatischer Extremereignisse und deren sozioökonomische Folgen ist Transparenz und Informationszugänglichkeit entscheidend für effektiven Schutz. Lokalverwaltungen verlieren zudem ein wichtiges Instrument, durch das die direkten Auswirkungen vergangener Katastrophen auf Kommunalebene nachvollziehbar wurden. Dies erschwert etwa auch Versicherungen, Risikobewertungen vorzunehmen oder Anpassungsstrategien gezielter umzusetzen. Zudem droht ein Informationsverlust, der die Medienberichterstattung und das öffentliche Bewusstsein für die Kosten des Klimawandels und die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen schwächt. Insgesamt markiert die Schließung der Billion-Dollar-Katastrophendatenbank der NOAA einen Rückschritt in der dringend benötigten Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Bewältigung von Wetter- und Klimakatastrophen in den USA.