Die Vereinten Nationen haben mit deutlichen Worten vor einer globalen Vertrauenskrise gewarnt, die sich infolge wachsender Ängste um den Arbeitsplatz manifestiert. Im jüngst veröffentlichten Weltsozialbericht 2025 zeichnet die UN ein alarmierendes Bild: Milliarden von Menschen weltweit leben in Unsicherheit hinsichtlich ihres Erwerbsstatus und berichten von einem nachhaltigen Gefühl der Zukunftsangst. Diese Lage ist eng verknüpft mit der zunehmenden wirtschaftlichen Instabilität, anhaltenden regionalen Konflikten und immer spürbareren Auswirkungen des Klimawandels, die zusammen eine bedrohliche Kombination darstellen und die soziale Sicherheit tiefgreifend beeinträchtigen. Die Folgen dieses Vertrauensverlustes zeigen sich nicht nur auf institutioneller Ebene, sondern erschüttern auch das gegenseitige soziale Vertrauen innerhalb der Gesellschaften. Bereits heute äußern mehr als die Hälfte der weltweit Befragten ein geringes Vertrauen in die eigene Regierung, wobei insbesondere jüngere Generationen noch skeptischer sind.
Diese Entwicklung stellt eine ernsthafte Gefahr für den demokratischen Zusammenhalt und die politische Stabilität in vielen Ländern dar. Die Ursachen für die wachsende Verunsicherung am Arbeitsmarkt sind vielfältig und komplex. Während etwa in einkommensstarken Nationen die Digitalisierung, der zunehmende Anteil an Gig-Economy-Jobs und flexible Beschäftigungsverhältnisse zwar Chancen für Innovation und Mobilität bringen, mindern sie oft zugleich die soziale Absicherung und den Schutz der Arbeitnehmerrechte. Die Folge ist eine zunehmende Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, die traditionelle Berufsbilder verändern und eine neue Form der Unsicherheit schaffen. Parallel dazu spielen in niedrig- und mittel-einkommensstaaten informelle Beschäftigungsverhältnisse eine dominierende Rolle.
Millionen von Menschen sind dort auf Jobs angewiesen, die weder eine soziale Absicherung noch reguläre vertragliche Bedingungen bieten. Diese fehlende Absicherung führt zu zyklischer Armut und permanenter ökonomischer Verwundbarkeit, vor allem wenn wirtschaftliche oder klimatische Krisen zuschlagen. In Ländern, in denen mehr als 2,8 Milliarden Menschen mit weniger als 6,85 US-Dollar pro Tag auskommen müssen, kann bereits ein einziger wirtschaftlicher Schock ein Abrutschen in extreme Armut auslösen. Gleichzeitig verdeutlicht der UN-Bericht, dass statistische Verbesserungen in Bereichen wie Lebenserwartung oder Bildungszugang nicht automatisch zu einer höheren Lebenszufriedenheit führen. Im Gegenteil berichten viele Menschen, die heute leben, dass sie eine schlechtere Lebensqualität empfinden als frühere Generationen.
Diese paradoxe Wahrnehmung bestätigt die tief verwurzelte Unsicherheit und die Enttäuschung über ungleiche wirtschaftliche Entwicklungen sowie politische Versäumnisse. Die Erosion des gesellschaftlichen Vertrauens wird zusätzlich durch die Verbreitung von Fehlinformationen und Desinformationen im digitalen Raum weiter verstärkt. Digitale Plattformen und soziale Medien spielen dabei eine doppelte Rolle. Einerseits ermöglichen sie eine schnellere Informationsverbreitung und Kommunikation, andererseits fördern Algorithmen die Bildung von Echokammern, in denen vor allem radikale und polarisierende Inhalte verstärkt werden. Diese Dynamik trägt zur gesellschaftlichen Spaltung bei und verschärft Misstrauen gegenüber Medien, staatlichen Institutionen und anderen sozialen Akteuren.
Die in genannten Plattformen integrierten Empfehlungsmechanismen belohnen oft extreme oder polarisierende Beiträge mit höherer Sichtbarkeit. Dies verstärkt Meinungsblasen und erschwert konstruktiven gesellschaftlichen Dialog. Vor dem Hintergrund dieser vielschichtigen Herausforderungen plädiert die UN für einen grundlegenden Politikwechsel. Es wird ein konsequentes Engagement für mehr soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Sicherheit und Solidarität gefordert. Zentral ist dabei die verstärkte Investition in den Ausbau und die Qualität öffentlicher Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung, sozialer Wohnraum und Sozialschutzsysteme.
Diese Maßnahmen sollen nicht als optionale Wohltaten verstanden werden, sondern als unentbehrliche Voraussetzungen für eine widerstandsfähige und inklusive gesellschaftliche Entwicklung. Darüber hinaus betont der Bericht die dringende Notwendigkeit, Vertrauen durch transparente, inklusive und rechenschaftspflichtige Institutionen wiederherzustellen. Dies erfordert auch eine Reduzierung der Konzentration von Macht und Vermögen in den obersten gesellschaftlichen Schichten. Nur durch die Verteilung von Chancen und Ressourcen kann langfristig gesellschaftlicher Zusammenhalt gesichert werden. Weltweit rufen die Vereinten Nationen dazu auf, kollektive Anstrengungen zu unternehmen, um eine gerechtere, sicherere und widerstandsfähigere Gesellschaft zu gestalten.
In Vorbereitung auf den Zweiten Weltgipfel für soziale Entwicklung im November in Doha wird globale Führungskompetenz als Schlüssel für transformative Veränderungen hervorgehoben. Der UN-Generalsekretär António Guterres appelliert an die internationale Gemeinschaft, angesichts der globalen Herausforderungen entschlossen und vereint zu handeln. Die Botschaft ist eindeutig: Nur durch gemeinsamen Willen und Solidarität lässt sich die sich abzeichnende Vertrauenskrise überwinden und die Basis für eine nachhaltige und gerechte Zukunft schaffen. Die Entwicklungen auf dem globalen Arbeitsmarkt spiegeln tiefgreifende strukturelle Veränderungen wider, die eine umfassende Neubewertung von Arbeitsbedingungen, sozialem Schutz und politischer Teilhabe erfordern. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht zeitnah reagiert, drohen weitere soziale Fragmentierung, politische Instabilität und ein nachhaltiger Verlust des sozialen Friedens.
Die Zeit für mutige, integrative und zukunftsorientierte Politik ist gekommen – als Investition in Stabilität, Würde und Wohlstand für alle Menschen weltweit.