Die globale Handelslandschaft verändert sich stetig, und insbesondere die Einführung von Zöllen auf Importe hat viele Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Inmitten dieses komplexen Umfelds steht Birkenstock als herausragendes Beispiel für eine Marke, die sich nicht nur behauptet, sondern sogar wachsen kann. Oliver Reichert, CEO und Mitglied des Vorstands von Birkenstock Holding plc, hat kürzlich erklärt, dass die aktuellen Zolltarife für das Unternehmen keinen Nachteil darstellen. Ganz im Gegenteil: Die Marke sieht diese Situation als Chance, Konsumentenverhalten im Schuhsegment nachhaltig zu beeinflussen und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Birkenstocks jüngste Geschäftszahlen unterstreichen diesen Optimismus eindrucksvoll.
Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025 verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was auf konstanter Währungsbasis sogar 18 Prozent entspricht. Der Umsatz kletterte auf 574 Millionen Euro, was in US-Dollar umgerechnet etwa 603,62 Millionen Dollar bedeutet und damit die Erwartungen der Analysten deutlich übertraf. Auch der bereinigte Gewinn pro Aktie stieg um 34 Prozent auf 0,55 Euro beziehungsweise 58 US-Cent. Diese positive Entwicklung zeigt, dass Birkenstock seine operative Leistung trotz der sich verändernden Marktbedingungen verbessert hat. Ein zentrales Element des Erfolgs liegt in der Kombination aus wachsendem Absatzvolumen und einer geschickten Preispolitik.
Die durchschnittlichen Verkaufspreise (Average Selling Price, ASP) stiegen moderat, was zusammen mit der hohen Nachfrage zu einem verbesserten Bruttogewinn führte. Die Bruttomarge erhöhte sich um 140 Basispunkte auf 57,7 Prozent – ein klares Indiz für eine verbesserte Kostenstruktur und Effizienz innerhalb der Produktionsprozesse. Dabei spielte auch die Eröffnung neuer Produktionskapazitäten im September 2023 eine wichtige Rolle, die zu einer besseren Auslastung und damit zu Wettbewerbsfähigkeit beiträgt. Geografisch konnte Birkenstock in allen relevanten Märkten zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Besonders stark zeigte sich der asiatisch-pazifische Raum mit einem Zuwachs von 30 Prozent.
Die Amerikas verzeichneten ein Umsatzwachstum von 20 Prozent, während die EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) um 12 Prozent zulegte. Dieses breite Wachstum unterstreicht die globale Attraktivität der Marke und ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Marktbedingungen und Verbraucherpräferenzen. Der direkte Vertrieb an Endkunden (Direct-to-Consumer, DTC) und der Verkauf an Geschäftskunden (Business-to-Business, B2B) entwickelten sich ebenfalls äußerst positiv. Der DTC-Bereich verbuchte ein Wachstum von 17 Prozent, vor allem getrieben durch den Ausbau digitaler Kanäle und ein starkes Einzelhandelsnetz. Im B2B-Segment stiegen die Umsätze um 18 Prozent, angeführt von einer erfolgreichen Produktplatzierung während der Frühjahrs- und Sommerkollektion, die durch Sandalen und geschlossene Schuhe geprägt war.
Die Handelszölle, insbesondere solche, die auf Importe in die USA angewandt werden, haben für viele Unternehmen die Lieferketten verkompliziert und die Kostenstruktur belastet. Doch Birkenstock schöpft genau aus diesen Herausforderungen einen Wettbewerbsvorteil. Laut CEO Reichert könnte sich das Konsumentenverhalten im Schuhsegment in Folge der Zölle nachhaltig verändern. Während einige Marken aufgrund geringerer Preisdisziplin und uneinheitlicher Vertriebsstrategien an Marktanteilen verlieren, profitiert Birkenstock von seiner starken Markenidentität und der kontrollierten Verfügbarkeit der Produkte. Diese relative Knappheit schafft Wertschätzung und bewahrt die Preisintegrität im Markt.
Diese Positionierung stärkt nicht nur das Markenimage, sondern eröffnet auch langfristige Chancen für nachhaltiges Wachstum und Profitabilität. Birkenstocks Fähigkeit, mutig und konsequent Strategien zu verfolgen, die auf Qualität und Exklusivität setzen, verschafft dem Unternehmen Vorteile gegenüber Wettbewerbern, die einen wettbewerbsorientierten Preiskampf vermeiden müssen. Darüber hinaus hat Birkenstock seine Ertragskraft weiter gesteigert. Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich um 110 Basispunkte auf 34,8 Prozent, was einer bereinigten EBITDA von 200 Millionen Euro entspricht. Diese positive Entwicklung signalisiert, dass Maßnahmen zur Kostenkontrolle und Effizienzsteigerung greifen und sich bemerkbar machen.
Finanziell steht Birkenstock solide da. Zum 31. März 2025 verfügte das Unternehmen über liquide Mittel von 235 Millionen Euro, was eine gute Ausgangsbasis für weitere Investitionen und Expansionen ist. Trotz eines operativen Mittelabflusses von 18 Millionen Euro im Quartal blickt die Geschäftsführung selbstbewusst auf die nächsten Monate. Das Unternehmen hebt seine Umsatzwachstumsprognose an und erwartet nun am oberen Ende der bisherigen Guidance ein Wachstum von 15 bis 17 Prozent im Geschäftsjahr 2025 auf konstanter Währungsbasis.
Die EBITDA-Marge soll zudem um 50 Basispunkte auf eine Spanne von 31,3 bis 31,8 Prozent steigen. Die Relevanz des Themas Zölle wird in der globalisierten Weltwirtschaft weiter hoch bleiben. Viele Unternehmen werden sich dieser Herausforderung stellen müssen – sei es durch Anpassung der Produktionsstandorte, Überarbeitung der Lieferketten oder Veränderung der Preis- und Vertriebsstrategien. Birkenstock zeigt, dass eine starke Marke mit klar definiertem Wertversprechen und konsequenter Markenführung in der Lage ist, auch unter schwierigen äußeren Umständen erfolgreich zu sein. Konsumenten profitieren von dieser Entwicklung ebenso, denn die erhöhte Markenintegrität sorgt für ein bewusstes Kaufverhalten und nachhaltige Qualitätsprodukte.