Die Nature Scientific Photography Awards 2025 haben erneut eine inspirierende Sammlung herausragender Fotos hervorgebracht, die Wissenschaft und Natur in ihrer spannendsten Form einfangen. Die diesjährigen Gewinnerbilder stammen ausschließlich aus dem Bereich der Feldforschung und entführen den Betrachter auf eine faszinierende Reise durch entlegene und teils unwirtliche Landschaften, darunter die arktischen und antarktischen Polarregionen, die Küsten des Pazifiks sowie die Gipfel griechischer Berge. Über 200 Einsendungen aus aller Welt haben die Juroren vor die Qual der Wahl gestellt, wobei besonders die künstlerische und dokumentarische Qualität der Aufnahmen im Vordergrund stand. Die Sieger erhalten neben einem Geldpreis in Höhe von 500 Pfund auch ein Jahresabonnement der renommierten Fachzeitschrift Nature, sowohl in gedruckter Form als auch online. Die prämierten Fotografien laden nicht nur zum Staunen ein, sie geben auch Einblicke in die oft kraftraubende und teils riskante Arbeit von Wissenschaftlern draußen in der Natur.
Diese Arbeiten fördern entscheidendes Wissen über Flora, Fauna, Klima und geologische Prozesse und legen die Grundlagen für viele weitere Forschungsprojekte und Schutzmaßnahmen. Die Aufnahme, die als allererstes hervorsticht und als Gesamtgewinner gekürt wurde, zeigt den Biologen Audun Rikardsen in einem nordnorwegischen Fjord, wie er gegen rauschende Wellen ankämpft. Fotografiert wurde er von seiner Doktorandin Emma Vogel, die damit nicht nur die Dramatik des Augenblicks einfing, sondern auch die konsequente Ausdauer der Wissenschaft bei der Arbeit in herausfordernden Umgebungen verdeutlicht. Die Szene wurde in einem mystischen Dämmerlicht abgelichtet; im Hintergrund ist beiläufig ein Killerwal zu erkennen, der die Verbindung zwischen Mensch und Tierwelt unterstreicht. Die Forschung von Vogel und Rikardsen konzentriert sich auf die Bewegung großer Wale, die sie mithilfe von satellitengestützten Tags verfolgen.
Diese Geräte erfassen unter anderem Positionen, Surfacing-Muster und Tauchverhalten und liefern so einen detaillierten Einblick in das Leben dieser Meeressäuger. Die Arbeit beinhaltet auch biologische Probenentnahmen, die wichtige Informationen zur Gesundheit und zum Zustand der Wale liefern. Diese beeindruckende Aufnahme steht symbolisch für die Verbindung von modernster Wissenschaft und traditioneller Feldforschung. Die Nähe zu den Tieren und die Einbeziehung natürlicher Lebensräume in die Dokumentation ermöglichen ein besseres Verständnis von Umweltbedingungen und Verhaltensmustern – wichtige Voraussetzungen für nachhaltigen Naturschutz und Artenmonitoring. Neben dem Gewinnerbild wurden fünf weitere in verschiedenen Facetten wissenschaftlicher Feldarbeit prämiert, welche jeweils eigene spannende Geschichten erzählen.
Die Arbeit von Ryan Wagner, der erneut zu den Gewinnern zählt, rückt im Gegensatz dazu eine ganz andere Tiergruppe in den Fokus: kleine Froschlarven im Norden Kaliforniens. Wagner, der als Doktorand an der Washington State University Vancouver forscht, begleitet dort Umweltwissenschaftlerin Kate Belleville bei der Bekämpfung eines verheerenden Pilzbefalls, der weltweit das Amphibiensterben vorantreibt. Die Forscherinnen und Forscher tauchen kaum sichtbare Froschlarven in eine antimikrobielle Lösung, um deren Überleben zu sichern. Durch feinste Farbcodes, die unter UV-Licht leuchten, können die winzigen Tiere individuell identifiziert und beobachtet werden. Diese Arbeit ist von großer Bedeutung für den Schutz der Biodiversität, da das Amphibiensterben massive ökologische Folgen hat.
Ebenfalls in extremen klimatischen Bedingungen entstanden sind die Fotos von Dagmara Wojtanowicz aus Svalbard im hohen Norden. Hier wurde ein Eisbohrkern eingefangen, der von Wissenschaftlern genutzt wird, um mikrobielle Lebensformen im ewigen Eis zu erforschen. Diese Organismen passen sich an die harschen Bedingungen der Polarnacht an und liefern wertvolle Erkenntnisse zu Überlebensstrategien im extremen Umfeld. Die Polarregionen sind wichtige Forschungsorte, da sie empfindliche Indikatoren für den Klimawandel und potenzielle Zeitkapseln vergangener Umweltperioden darstellen. Das Bild von Lionel Favre auf dem griechischen Berg Helmos begleitet die Erforschung von Wolkenbildung mittels eines Wetterballons, der wissenschaftliche Instrumente in luftige Höhen trägt.
Dieses Projekt ist Teil eines europaweiten Programms namens CleanCloud zur besseren Klima- und Wetterforschung. Diese Arbeit hilft, Aerosol-Wolken-Wechselwirkungen besser zu verstehen, was wiederum Einfluss auf Prognosen des Wetter- und Klimasystems hat. Die Serie zeigt, wie Geduld und schnelle Reaktion in der Naturwissenschaft notwendig sind: Mehrere Wochen fast ohne Wolkenbildung mussten die Forscher ausharren, bevor sie die Aufnahme eines wolkenverhangenen Morgens erzielen konnten. Einen Kontrast bietet die Arbeit von Hao-Cheng Yu in den entlegenen Goldminen Sibiriens. Während die Forschungsarbeit im Feld oft monoton und einsam erscheint, vermittelt das Bild die menschliche Seite von Wissenschaftlern, die ihrem Forscherdrang auch unter widrigsten Bedingungen nachgehen.
Die Naturgewalten, die die Goldlagerstätten formten, stehen im Mittelpunkt ihrer geologischen Erkundungen, mit denen sie wertvolle Informationen über Bodenschätze und geologische Prozesse gewinnen. Gleichzeitig wird die Bedeutung der Balance zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und dem Überlebenskampf in der Wildnis sichtbar. Zuletzt zeigt ein weiteres Motiv von Aman Chokshi die Antarktis und das dortige South Pole Telescope. Trotz der extremen Kälte von bis zu minus 70 Grad Celsius arbeitet das Wissenschaftsteam unermüdlich an der Beobachtung der kosmischen Hintergrundstrahlung, einem der wichtigsten Forschungsgebiete der modernen Astrophysik. Diese Arbeit verbindet die Erkundung der entferntesten Bereiche des Universums mit einer der unwirtlichsten Regionen unseres Planeten und unterstreicht die globale Vernetzung der Wissenschaft.
Die diesjährige Fotoauswahl der Nature Scientific Photography Awards unterstreicht die Vielfalt und die Herausforderungen der naturwissenschaftlichen Feldarbeit. Die Bilder sind nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern stehts eingebettet in bedeutende Forschungsprojekte, die unser Verständnis der Welt um uns herum erweitern. Sie zeigen eindrucksvoll, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Mut, Geduld und Neugier die Grenzen des Wissens verschieben – oft fernab des glamourösen Laboralltags, dafür aber inmitten der natürlichen Lebensräume, die es zu schützen gilt. Wer sich für Wissenschaft, Naturschutz und Fotografie begeistert, findet in diesen Arbeiten Inspiration und wertvolle Einblicke in Forschungswelten, die meist verborgen bleiben. Die Kombination aus ästhetischer Fotografie und wissenschaftlicher Dokumentation macht die Nature Scientific Photography Awards zu einer unvergleichlichen Plattform, die den gesellschaftlichen Wert naturwissenschaftlicher Arbeit hervorhebt und zugleich zum Nachdenken über unsere Beziehung zur Umwelt anregt.