Visual Studio Code, die beliebte quelloffene Entwicklungsumgebung von Microsoft, hat im Mai 2025 mit Version 1.101 ein umfassendes Update erhalten. Diese Version bringt eine Vielzahl von Neuerungen und Verbesserungen mit sich, die darauf abzielen, den Entwicklungsprozess für Programmierer deutlich zu vereinfachen und produktiver zu gestalten. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Weiterentwicklung der Model Context Protocol (MCP)-Integration, Verbesserungen im Chat-System, erweiterte Funktionen für die Quellcodeverwaltung sowie Optimierungen der Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit. Ein wichtiger Schwerpunkt der Mai-Version ist die Erweiterung der MCP-Funktionalitäten.
Das Model Context Protocol ermöglicht es, verschiedene Dienste wie KI-Agenten, Chat-Tools oder andere intelligente Systeme nahtlos in VS Code zu integrieren. Mit dem Update wurde die Unterstützung für Prompts eingeführt, die als wiederverwendbare Bausteine oder Aufgaben in Chat-Kommunikationen genutzt werden können. Diese Prompts erscheinen als Slash-Befehle und lassen sich flexibel mit Text oder Ergebnissen von Befehlen füllen, was die Interaktion mit Modellservern erleichtert. Neben den Prompts wurde der Ressourcen-Support verbessert. Ressourcen, die von MCP-Tool-Aufrufen generiert werden, können nun direkt im Chat gespeichert, durchsucht und als Kontext hinzugefügt werden.
Dies erleichtert nicht nur den Zugriff auf relevante Daten während der Entwicklung, sondern verbessert auch die Zusammenarbeit und Nachvollziehbarkeit in Projekten. Die Möglichkeit, Ressourcen via Drag & Drop in den Explorer zu ziehen oder über spezielle Befehle zu durchsuchen, ist ein großer Schritt hin zu einem nahtlosen Arbeitserlebnis. Experimental eingeführt wurde die Sampling-Unterstützung, mit der MCP-Server modellseitige Anfragen an das KI-Modell zurücksenden können. Dieses Feature ist zwar vorerst in einer frühen Phase, zeigt jedoch das Potenzial zukünftiger Interaktivität und Flexibilität zwischen Code und intelligenten Systemen auf. Die Nutzer werden gebeten, diese Funktion vorsichtig und mit entsprechender Zustimmung zu verwenden, da Zugriffsrechte auf Modelle konfiguriert und protokolliert werden können.
Im Bereich Sicherheit wurde das Update von ms-python.python für ein sicherheitsrelevantes Update aktualisiert, was ein wichtiges Signal für den Schutz sensibler Entwicklungsdaten ist. Sicherheitsaspekte bei Erweiterungen sind wesentlich, da diese oft tief in den Entwicklungsworkflow eingreifen und potenziell Schwachstellen darstellen können. Das Chat-System in VS Code erfuhr bedeutende Verbesserungen, um die Organisation und Nutzbarkeit zu erhöhen. Nutzer können jetzt sogenannte Tool Sets erstellen, also Sammlungen verschiedener Werkzeuge, die thematisch zusammengehören.
Diese Tool Sets lassen sich einfach konfigurieren und in Chat-Anfragen referenzieren, wodurch die Navigation und Steuerung von Arbeitsabläufen deutlich effizienter wird. Beispielsweise können Entwickler mit einem Tool Set alle Werkzeuge zur Verwaltung von GitHub-Benachrichtigungen bündeln. Die intuitive Bedienung über das UI oder API ermöglicht schnelle Anpassungen an individuelle Bedürfnisse. Zusätzlich zu den Tool Sets ermöglicht das Update die Definition eigener Chat-Modi. Wo bisher drei standardisierte Modi für Anfragen, Code-Editierung und Agentenarbeiten vorgegeben waren, können nun individuell angepasste Modi mit eigenen Instruktionen und Werkzeugauswahlen erstellt werden.
Dies ist besonders hilfreich, wenn bestimmte Projekte oder Aufgaben spezielle Verhaltensweisen des KI-Modells erfordern, etwa für Planungsphasen oder spezialisierte Analyseaufgaben, ohne direkt Code zu ändern. Auch die Nutzererfahrung im Chat wurde optimiert. Die Unterscheidung zwischen Eingaben des Nutzers und Antworten des KI-Modells ist visuell klarer gestaltet, was die Orientierung in längeren Konversationen erleichtert. Außerdem lassen sich durch eine einfach zugängliche Undo-Funktion jüngste Anfragen zurücknehmen, was Flexibilität und Fehlervermeidung verbessert. Die Handhabung von Chat-Attachments ist ebenfalls benutzerfreundlicher geworden, sodass Anhänge leichter navigierbar sind.
Ein weiterer bedeutender Bereich des Updates betrifft die Quellcodeverwaltung. Die Graph-Ansicht für Quellcodehistorie wurde um die Möglichkeit erweitert, die zugehörigen Ressourcen der einzelnen Historieneinträge detailliert anzuzeigen. Ob als Listen- oder Baumansicht, diese Funktion ermöglicht es Entwicklern, schnelle Einblicke in frühere Versionen und Änderungen zu erhalten und diese komfortabel in Multi-File-Diff-Editoren zu öffnen. Zudem kann ein Historieneintrag direkt als Kontext in einen Chat eingebunden werden, was z. B.
bei der Zusammenarbeit oder Fehlersuche große Vorteile bringt. Die GitHub Copilot Integration wurde weiter ausgebaut. Es ist nun möglich, Aufgaben direkt an den Copilot Coding Agent zu vergeben und den Status der Arbeiten aus VS Code heraus zu verfolgen. Pull Requests und Issues lassen sich dem Agenten zuweisen, und ein spezielles Dashboard zeigt, an welchen Aufgaben Copilot gerade arbeitet. Diese Automatisierung verspricht eine signifikante Produktivitätssteigerung bei gleichzeitig höherer Transparenz.
Im Terminalbereich ist ein neues Feature hinzugekommen: Language Server-basierte Vorschläge werden nun in interaktiven Python-REPL-Sitzungen unterstützt. Damit erhalten Entwickler dieselben Autovervollständigungen und Intellisense-Funktionen, die sie vom Editor kennen, auch direkt im Terminal. Diese Funktion beginnt zunächst mit Python und Pylance, wird aber in Zukunft auf weitere Sprachen ausgeweitet. Für Entwickler, die remote arbeiten, wurden die Remote Development Erweiterungen verbessert. Dazu zählen SSH-Vorverbindungsskripte und eine überarbeitete Remote Explorer Oberfläche, die die Bedienung vereinfachen und zuverlässiger machen.
Das Arbeiten mit Dev Containern, SSH-Verbindungen oder Windows Subsystem for Linux (WSL) wird dadurch noch komfortabler und sicherer. Die Python-Erweiterung erhielt wesentliche Ergänzungen, vor allem im Bereich der Chat-Tools. Neue Funktionen wie die Installation von Python-Paketen, das Einholen von Informationen zur Python-Umgebung oder das Konfigurieren von virtuellen Umgebungen sind jetzt integriert und ermöglichen eine nahtlose Unterstützung direkt innerhalb der Entwicklungsumgebung. Darüber hinaus wurde die Projektgenerierung aus Vorlagen weiterentwickelt, um den Start in neue Python-Projekte zu erleichtern. Die Barrierefreiheit wurde ebenfalls verbessert.
So wurden neue akustische Signale eingeführt, die anzeigen, wann Benutzeraktionen erforderlich sind oder Code-Aktionen angewendet wurden. Diese Hilfen sind optional aktivierbar und erleichtern Nutzern mit Sehbehinderungen die Arbeit mit VS Code. Auch die Handhabung von Dialogen und Bestätigungsaufforderungen wurde zugänglicher gestaltet, indem relevante Informationen in ARIA-Labels und Live-Ankündigungen integriert wurden. Im Bereich der Editor-Erfahrung bieten neue Einstellungen mehr Kontrolle für Features wie die Find-Funktion, bei der Nutzer entscheiden können, ob die Suche direkt während der Eingabe erfolgt oder erst nach dem Abschicken. Ebenfalls neu ist die Auswahl des Menütyps, der es ermöglicht, native oder angepasste Menüs nach Betriebssystempräferenzen zu verwenden, was optische Konsistenz und Bedienkomfort steigert.
Die Update von VS Code basiert auf der neuesten Electron 35-Plattform mit Chromium 134 und Node.js 22. Diese technische Weiterentwicklung bringt nicht nur Performance-Verbesserungen, sondern auch moderne Webtechnologien und besseren Support für JavaScript-Module (ESM) innerhalb von Erweiterungen. Entwickler, die auf ESM setzen, können so zukünftig noch flexibler und modularer ihre Erweiterungen gestalten. Eine wichtige Neuerung für Extension-Entwickler ist die Einführung von Secret-Scanning beim Verpacken der Erweiterungen.
Dieses Feature verhindert das versehentliche Veröffentlichen von sensiblen Daten wie API-Schlüsseln oder Zugangstokens. Bei Erkennung potenzieller Geheimnisse wird der Verpackungsvorgang gestoppt, solange keine Ausnahmen definiert wurden. Dies erhöht die Sicherheit im gesamten Ökosystem. Inhaltlich zieht die Mai-Version eine klare Linie bei der weiteren Automatisierung und Integration von KI-Werkzeugen in den alltäglichen Entwicklungsprozess. VS Code wird mit diesem Update zu einer noch mächtigeren Plattform, die nicht nur reinen Code-Editor darstellt, sondern eine intelligent steuerbare Entwicklungsumgebung mit zahlreichen Komfort- und Sicherheitsfunktionen verbunden mit KI-gestützten Hilfen.