Die Einführung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) hatte im Jahr 2022 einen beeindruckenden Höhenflug erlebt, insbesondere durch die Debatte um ChatGPT von OpenAI. Doch obwohl viele Unternehmen schnell auf diesen Zug aufsprangen und die Chancen der automatisierten Textgenerierung nutzten, hielt sich Christos Ruci, CIO des amerikanischen Bau- und Gebäudedienstleisters Limbach Company, lange Zeit davon zurück. Sein vorsichtiger Umgang mit generativen KI-Tools zeigt exemplarisch, warum Unternehmen bei der Integration neuer Technologien oft eine abwägende Haltung einnehmen müssen. Christos Ruci, verantwortlich für Technologie und Cybersicherheit bei Limbach Company, reagierte anfangs auf den Trend um KI-Chatbots mit einer klaren Absage. Die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit standen für ihn im Vordergrund.
Insbesondere die Gefahr von Datenlecks und der möglichen Preisgabe sensibler Informationen gegenüber externen KI-Anbietern galt es zu vermeiden. Für Ruci war klar: Der Schutz von Unternehmens- und Kundendaten hat oberste Priorität – jegliches Risiko, das Vertrauen der Mitarbeiter oder Kundschaft zu gefährden, war nicht akzeptabel. Diese Haltung mag auf den ersten Blick restriktiv wirken, doch im Kontext einer Branche, die mit vertraulichen Projektdaten, Bauplänen, finanziellen Informationen und geistigem Eigentum arbeitet, wird die Vorsicht plausibel. Die digitale Transformation bringt zwar Effizienzgewinne mit sich, doch die Schnittstellen zu externen Cloud-Anwendungen bergen auch erhebliche Risiken. Gerade generative KI, die oft auf das Trainieren mit zahlreichen Daten angewiesen ist, kann hier zur Achillesferse werden.
Limbachs CIO ließ keine Gelegenheit ungenutzt, sämtliche generativen KI-Dienste für die rund 1.400 Mitarbeiter zu blockieren. Anders als viele seiner Branchenkollegen, die KI eben nicht nur als Trend, sondern als unverzichtbaren Baustein zukünftig effizienter Geschäftsprozesse sehen, setzte Ruci auf eine vorsichtige Bedienung des Reglers. „Als IT-Leiter ist es meine Pflicht, Sicherheitslücken zu vermeiden“, erklärt er. Die Angst vor Datenverlust und möglichen Reputationsschäden war so groß, dass es für ihn keine Kompromisse gab.
Auch wenn die Investitionsbereitschaft in generative KI-Tools weltweit und branchenübergreifend wächst, zeigt das Beispiel von Limbach, dass nicht jedes Unternehmen sofort von der Technologie profitieren kann oder will. Laut Studien von Beratungshaus McKinsey sind mittlerweile etwa siebzig Prozent der Firmen weltweit mit KI-Technologien aktiv. Doch es bleibt eine Herausforderung, die Balance zwischen Innovation und Datenschutz zu halten. Die Wende bei Limbach kam erst Mitte 2025. Nach intensiven Beratungen mit der Rechts- und Compliance-Abteilung wurden klare Richtlinien für den Umgang mit generativer KI erarbeitet.
Dies bildete Grundvoraussetzung für eine begrenzte und kontrollierte Nutzung von KI-Werkzeugen. Dabei wirken nicht nur Richtlinien, sondern auch die umfassende Schulung der Mitarbeitenden als Schlüssel. Ruci orchestrierte ein umfangreiches Trainingsprogramm, das sich über Webinare, Teammeetings und direktes Gespräch mit einzelnen Geschäftsbereichen ausdehnte. So wurde jeder Mitarbeiter kontinuierlich auf dem aktuellen Stand gehalten und auf potenzielle Risiken aufmerksam gemacht. Die Sensibilisierung für Datenschutz und Cybersicherheit dient in diesem Zusammenhang als Fundament, um KI verantwortungsvoll und sicher einzusetzen.
Aktuell beschränkt sich die Anwendung generativer KI bei Limbach vornehmlich auf produktivitätssteigernde Helferwerkzeuge, etwa bei der automatischen Transkription von Meetings oder der Unterstützung administrativer Tätigkeiten. Die Ambition, die Effizienz mit KI-Technologie gezielt und sicher zu steigern, ist dabei klar erkennbar, ohne jedoch die Kontrolle über sensible Informationen zu verlieren. Bislang bleiben wichtige Datenkategorien vom KI-Einsatz ausgeschlossen. Das betrifft personenbezogene und Gesundheitsdaten ebenso wie nicht öffentliche Finanzinformationen und sämtliche kundenbezogenen Daten, darunter auch Baubezogene Erkenntnisse, geistiges Eigentum und Geschäftsgeheimnisse. Diese restriktive Politik wiederholt die Sicherheitsphilosophie, die Ruci von Beginn an vertrat.
Die Haltung von Limbach spiegelt ein wachsendes Bewusstsein unter CIOs wider, dass neben Innovation der Schutz und die Vertrauensbildung bei Mitarbeitern sowie Kunden im Vordergrund stehen müssen. Schnellschüsse bei der Einführung neuer Technologien könnten langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen. Insbesondere in sicherheitsrelevanten Bereichen kann das vorsichtige Vorgehen dem Unternehmen Vorteile bringen, die über reine technologische Fortschritte hinausgehen. Die Erfahrungen aus Limbach zeigen, dass die erfolgreichste Digitalisierung nicht jene ist, die blind neue Tools implementiert, sondern jene, die verantwortungsvoll mit den Herausforderungen und Risiken umgeht. Kontinuierliche Schulung, klare Regeln und die Überwachung von KI-Nutzung sind dabei ebenso entscheidend wie das technologische Verständnis.
Für Unternehmen, die sich mit generativer KI auseinandersetzen, bietet das Beispiel von Limbach eine wertvolle Orientierung. Die Technologie birgt immense Potenziale, doch stellt sie auch komplexe Fragen zu ethischem Umgang und Datenschutz. Niemals darf der Sicherheitsaspekt für Mitarbeiter und Kunden vernachlässigt werden. In Zukunft wird es darauf ankommen, KI zwar progressiv zu nutzen, gleichzeitig aber im Einklang mit Datenschutzgesetzgebung und Compliance-Maßnahmen zu handeln. Limbach steht emblematisch für eine neue Generation von CIOs, die sich nicht nur als Technologietreiber, sondern vor allem als Bewahrer der Unternehmensintegrität begreifen.
Die kontrollierte Öffnung für generative KI-Tools ist hierbei eher der Beginn als das Ende eines langfristigen Prozesses der Digitalisierung mit Augenmaß. Auch wenn Bedenken beim Einsatz von KI in Unternehmen weiterhin eine Rolle spielen, so gewinnt doch die Akzeptanz zu, wenn sich Sicherheit und Innovation nicht ausschließen, sondern gegenseitig verstärken. Das macht das Beispiel Limbachs so besonders und liefert wertvolle Schlüsselerkenntnisse für Unternehmen weltweit, die den Weg zur Nutzung generativer KI beschreiten wollen.