Der Druckerhersteller Procolored steht seit Mai 2025 im Zentrum eines erheblichen Sicherheitsvorfalls. Die Firma, bekannt für ihre kostengünstigen Textildruckermodelle wie Direct-to-Film (DTF) und Direct-to-Garment (DTG) Printer, lieferte über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten offizielle Softwarepakete aus, die mit gefährlicher Schadsoftware infiziert waren. Die Entdeckung dieses Problems wurde maßgeblich durch den YouTube-Sicherheitsforscher Cameron Coward alias Serial Hobbyism ausgelöst, dessen Antivirensoftware beim Installieren der Procolored-Treiber eine ernstzunehmende Bedrohung meldete. Sein Fund legte den Grundstein für eine weiterführende Untersuchung durch Sicherheitsforscher des Unternehmens G Data, welches die Schadsoftware ausführlich analysierte und dokumentierte. Die weitreichenden Konsequenzen dieser Infektion zeigen auf, wie angreifbar auch renommierte Hersteller in der modernen IT-Landschaft sein können, insbesondere wenn es um die Integrität gelieferten Softwarecodes geht.
Die Procolored-Affäre verdeutlicht darüber hinaus die zunehmende Bedrohung durch Angriffe auf die Lieferkette, die weit über einzelne Systeme hinaus Auswirkungen haben können. Die offizielle Bestätigung des Sicherheitsproblems erfolgte erst nachdem unabhängige Forschungen eindeutige Beweise vorlegten und die Malware bereits umfangreiche Schäden angerichtet hatte. Die Schadsoftware, die in den Treibern enthalten war, umfasste komplexe Komponenten, darunter den Remote Access Trojaner (RAT) namens XRedRAT sowie den erst kürzlich entdeckten Clipper SnipVex. XRedRAT ermöglicht es Angreifern unter anderem, Tastatureingaben zu überwachen, Screenshots aufzunehmen und Dateien zu manipulieren – Funktionen, die sensible Daten kompromittieren können. SnipVex hingegen manipuliert ausführbare Dateien (.
EXE) und ersetzt Bitcoin-Adressen in der Zwischenablage, um Kryptowährungsgelder abzufangen. Diese Kombination aus Überwachung und finanzieller Schadsoftware zeigt die Vielschichtigkeit moderner Cyber-Bedrohungen, die nicht nur auf Datendiebstahl, sondern auch auf monetäre Vorteile abzielen. Die Verbreitung der Malware erfolgte über offizielle Kanäle, insbesondere über die Plattform Mega.nz, wo Procolored ihre Softwarepakete hostete und von der die Nutzer die Treiber herunterluden. Bemerkenswert ist, dass die Software noch bis Oktober 2024 aktiv infiziert und verfügbar war, was auf ein mindestens halbes Jahr andauerndes Sicherheitsproblem hinweist.
Procolored selbst wies nach initialen Leugnungen auf einen infektiösen USB-Stick hin, der möglicherweise während des Uploads die Schadsoftware eingespielt habe. Die Firma reagierte auf den öffentlichen Druck und die Medienberichterstattung schließlich mit der Entfernung der infizierten Installationspakete vom offiziellen Server und startete eine umfassende interne Untersuchung. Experten von G Data bestätigten nach erfolgten Analysen die Sicherheit der aktualisierten und vielfach überprüften Softwarepakete und empfehlen allen Nutzern dringend, bestehende Treiberupdates zu installieren und Systemscans durchzuführen, um möglicher Malware-Infektionen vorzubeugen. Die Procolored-Malware-Krise verdeutlicht die zunehmende Gefahr, die von sogenannten Angriffen auf die Lieferkette ausgeht. Dabei zielen Hacker darauf ab, vertrauenswürdige Anbieter zu kompromittieren und so Schadsoftware unbemerkt an eine große Zahl von Anwendern zu verbreiten.
Gerade bei Hardwareherstellern und deren zugehöriger Software ist extrem vorsichtiges Vorgehen notwendig, da diese Komponenten eine tiefgreifende Integration in Betriebssysteme und Netzwerke besitzen und dadurch erhebliche Risiken bergen. Die Episode stellt auch die Frage nach den Sicherheitsstandards und Qualitätssicherungsprozessen bei Herstellern wie Procolored in den Vordergrund. Für Endanwender wird somit der verantwortungsbewusste Umgang mit Downloads und Sicherheitssoftware wichtiger denn je. Es empfiehlt sich, neben der Installation von Updates auch alternative Bezugsquellen für Softwarepakete kritisch zu hinterfragen und auf Warnhinweise von Antivirenprogrammen zu achten. Kritische Stimmen betonen zudem die Notwendigkeit einer gesamtheitlichen Sicherheitsstrategie, die auch die Überwachung der Lieferkette und regelmäßige Audits umfasst.
Für alle Betriebe und Privatnutzer mit Procolored-Geräten ist die aktuelle Lage ein Weckruf, dass selbst vermeintlich vertrauenswürdige Quellen ein Risiko darstellen können. Die Schadsoftware, die insbesondere Kryptowährungs-Nutzer ins Visier nimmt, zeigt darüber hinaus die wirtschaftlichen Motive hinter vielen Cyberangriffen. Mit bereits über 9.308 BTC, was einem Wert von nahezu einer Million US-Dollar entspricht, die über die manipulierten Bitcoin-Adressen umgeleitet wurden, wird deutlich, wie lukrativ Cyberkriminalität heutzutage ist. Die im Procolored-Skandal entdeckte Malware spiegelt typische Taktiken moderner Angreifer wider, die nicht nur technische Schwachstellen, sondern auch menschliche Nachlässigkeiten und komplexe Lieferketten ausnutzen.
Abschließend bleibt zu betonen, dass Anwender, die Produkte von Procolored nutzen, nicht nur schnellstmöglich ihre veralteten Treiber entfernen und aktuelle Installationspakete laden sollten, sondern auch langfristig verstärkt auf IT-Sicherheitsmaßnahmen achten müssen. Die Bedrohungslandschaft entwickelt sich stetig weiter, und nur ein bewusster und informierter Umgang mit Softwareinstallationen, Updates und Sicherheitsprüfungen kann effektiv davor schützen, Opfer von Schadsoftware zu werden. In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der Geräte wie Drucker zentrale Bestandteile von Büros und Unternehmen sind, wird die Verantwortung aller Beteiligten – vom Hersteller über den Händler bis zum Endanwender – immer größer, höchste Sicherheitsstandards einzuhalten und transparent zu kommunizieren. Der Fall Procolored ist ein warnendes Beispiel, wie schnell Vertrauen durch Sicherheitsmängel erschüttert werden kann, und sollte als Impuls dienen, IT-Sicherheit als integralen Bestandteil moderner Produktentwicklung und Nutzung zu betrachten.