In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen wenden sich Investoren vermehrt Edelmetallen zu, um ihr Vermögen zu sichern. Dabei stehen Gold und Silber seit vielen Jahrhunderten im Fokus, da sie als stabile Werte mit hohem Inflationsschutz gelten. Doch trotz ihrer Gemeinsamkeiten zeigt sich derzeit ein deutlicher Unterschied in der Preisentwicklung der beiden Metalle. Während Gold eine atemberaubende Rally hingelegt hat und seit Jahresbeginn um rund 28 Prozent gestiegen ist, hat Silber mit einem Plus von etwa 15 Prozent nicht die gleiche Dynamik erreichen können. Goldman Sachs, eine der führenden Investmentbanken, analysiert diese Entwicklung und nimmt Stellung zur Zukunft der beiden Edelmetalle und ihrer Attraktivität für Investoren.
Der entscheidende Faktor für die Divergenz zwischen Gold und Silber liegt vor allem in der starken Nachfrage von Zentralbanken. Seit 2022 haben diese vermehrt Gold angesammelt, unter anderem getrieben durch globale Unsicherheiten, geopolitische Konflikte wie den Krieg in der Ukraine sowie wirtschaftliche Herausforderungen in großen Volkswirtschaften wie China. Ein besonderes Ereignis war das Einfrieren der russischen Reserven, das zu einem sprunghaften Anstieg der Goldkäufe durch Zentralbanken führte – eine Bewegung, die sich so nicht auf Silber überträgt. Denn Silber ist deutlich weniger selten und besitzt zudem vielfältige industrielle Anwendungen, die den Markt beeinflussen.Ein wichtiges Maß zur Beurteilung des Verhältnisses zwischen Gold und Silber ist das sogenannte Gold-Silber-Verhältnis.
Historisch bewegte sich dieser Wert meist im Bereich von 45 bis 80, was bedeutet, dass für eine Unze Gold zwischen 45 und 80 Unzen Silber bezahlt werden mussten. Seit 2022 jedoch hat sich dieses Verhältnis auf rund 102 verschoben, was darauf hindeutet, dass Gold im Vergleich zu Silber deutlich an Wert gestiegen ist. Experten von Goldman Sachs sehen darin eine strukturelle Veränderung, die durch erhöhte Zentralbankkäufe ausgelöst wurde und zu einer Entkopplung der bis dahin 40-jährigen Korrelation geführt hat.Silber steht aktuell vor mehreren Herausforderungen, die seinen Preis drücken. Eine der wesentlichen Einflussgrößen ist der Solar-Sektor, der traditionell ein großer Nachfrager nach Silber ist, da das Metall in der Produktion von Solarpanelen verwendet wird.
Doch die Produktion in China, einem der größten Hersteller, hat zuletzt einen Rückgang erlebt. Überschüssige Kapazitäten und eine Abschwächung der Nachfrage aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten führen zu einem Überangebot, das den Silberpreis belastet. Zudem sorgt die erhöhte Rezessionsgefahr weltweit dafür, dass Investoren dem industriellen Metall gegenüber vorsichtig sind.Im Gegensatz dazu profitiert Gold als klassisches Krisenmetall und Inflationsschutz von zunehmenden geopolitischen Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheit. Die Präsidentschaft von Donald Trump, die in den USA für Verunsicherung an den Märkten sorgte, sowie die anhaltenden Herausforderungen in der chinesischen Wirtschaft haben Anleger dazu bewogen, verstärkt auf Gold zu setzen.
Die aktuelle Notenbankpolitik spielt ebenfalls eine große Rolle, da die angekündigten Entscheidungen der US-Notenbank zur Zinshöhe die Attraktivität von Gold als risikoarme Anlage beeinflussen.Auf dem aktuellen Kursniveau bewegt sich Gold um die 3.300 US-Dollar pro Unze, nachdem es im April einen historischen Höchststand von über 3.500 US-Dollar erreicht hatte. Diese Werte spiegeln nicht nur die starke Nachfrage wider, sondern auch das anhaltende Vertrauen der Investoren in Gold als sicheren Hafen.
Im Vergleich dazu liegt der Silberpreis bei etwa 33 US-Dollar pro Unze, was die Kluft zwischen den beiden Metallen noch einmal verdeutlicht.Für Anleger, die über den Kauf von Edelmetallen nachdenken, stellt sich daher die Frage, welches Metall die bessere Wahl ist. Zwar ist Silber aufgrund seines geringeren Preises und der industriellen Nutzung für viele attraktiv, doch die Experten von Goldman Sachs raten dazu, angesichts der aktuellen Marktsituation und der hohen Zentralbankkäufe verstärkt auf Gold zu setzen. Die strukturellen Faktoren, die Gold stützen, sind momentan eindeutig stärker, während Silber mit Angebotsüberschüssen und geringerer Investmentnachfrage kämpft.Langfristig bleibt es jedoch wichtig, die Entwicklungen in beiden Märkten aufmerksam zu verfolgen.
Silber weist in Phasen wirtschaftlicher Erholung oft eine stärkere Dynamik auf, da die industrielle Nachfrage dann anzieht. Ebenso können technologische Fortschritte und eine steigende Bedeutung erneuerbarer Energien den Silberbedarf erhöhen. Dennoch bleibt das Investment in Gold aktuell die stabilere und wahrscheinlich profitablere Entscheidung, vor allem für Anleger, die Wert auf Sicherheit und Wertbeständigkeit legen.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gold aktuell die Nase vorn hat. Die einzigartige Rolle von Zentralbanken als starke Käufer, die geopolitischen Risiken und wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie die Marktdynamik sprechen deutlich für das gelbe Metall.
Silber bleibt zwar eine interessante Ergänzung für ein diversifiziertes Portfolio, doch die Prognosen von Goldman Sachs zeigen klar, dass Gold angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen besser abschneiden wird. Anleger sollten diese Aspekte berücksichtigen, um fundierte Entscheidungen in einem von Unsicherheit geprägten Marktumfeld zu treffen.