Libxml2 ist eine weitverbreitete XML-Toolkit-Bibliothek, die in der Programmiersprache C implementiert wurde und ursprünglich für das GNOME-Projekt entwickelt wurde. Die Bibliothek spielt eine zentrale Rolle in vielen Softwareprojekten, die XML-Daten parsen und verarbeiten müssen. Trotz ihrer Bedeutung und Popularität steht Libxml2 stets im Fokus der Sicherheitsexperten, insbesondere wegen ihrer originären Architektur, die mehrere sicherheitsrelevante Herausforderungen mit sich bringt. Das zentrale Thema, das in der offiziellen Readme-Datei von Libxml2 immer wieder hervorgehoben wird, betrifft die Sicherheitsrisiken dieser Software. Sie wird als „Open-Source-Software geschrieben von Hobbyisten, gewartet von einem einzelnen Freiwilligen, schlecht getestet, in einer speicherunsicheren Sprache geschrieben und voller Sicherheitslücken“ beschrieben.
Diese Formulierung ist ungewöhnlich offen und lässt tief blicken, wie die Entwickler die Risiken einordnen, die aus der Nutzung von Libxml2 entstehen können. XML-Daten sind heutzutage allgegenwärtig – sei es im Web, in mobilen Anwendungen oder in groß angelegten Unternehmenssystemen. Die Verarbeitung von XML-Daten birgt allerdings stets die Gefahr, dass bösartiger Code, manipulative XML-Strukturen oder Überläufe im Speicher ausgenutzt werden können. Deshalb ist Libxml2 trotz seiner weiten Verbreitung mit Vorsicht zu verwenden, vor allem wenn es darum geht, Daten aus unzuverlässigen oder unbekannten Quellen zu parsen. Die Grundlage des Problems liegt in der Programmiersprache C selbst, die durch ihre niedrige Abstraktionsebene zwar schnelle und effiziente Programme ermöglichen kann, jedoch deutlich stärker anfällig für Fehler wie Pufferüberläufe, Double-Frees und ähnliche Speicherprobleme ist.
Libxml2 nutzt diese Sprache, was die Komplexität und das Risiko erhöht. Die Tatsache, dass die Entwicklung von Libxml2 hauptsächlich von einer einzelnen Person als Freiwilliger durchgeführt wird, bedeutet außerdem, dass die Ressourcen für umfangreiche Tests und Security-Audits begrenzt sind. Dies führt dazu, dass Sicherheitslücken oft erst recht spät entdeckt, gemeldet und behoben werden. Die Sicherheitsphilosophie der Entwickler von Libxml2 ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert: Sicherheitsprobleme werden wie normale Fehler behandelt. Sicherheitsreportings werden sofort öffentlich gemacht, erhalten jedoch keine besondere Priorisierung in der Bearbeitung.
Dies deutet darauf hin, dass niemand in der Entwicklergemeinschaft ein spezielles Security-Team oder dedizierte Security-Richtlinien etabliert hat, um solche Probleme zügig und systematisch zu adressieren. Für viele in der Softwareentwicklung bedeutet dies, dass Libxml2 nicht die optimale Wahl für den Umgang mit untrusted XML-Daten ist. Gerade in Szenarien, in denen eine Anwendung XML-Daten aus dem Internet, aus E-Mails oder anderen potenziell unsicheren Quellen verarbeitet, sollte der Einsatz von Libxml2 mit großer Vorsicht erfolgen. Stattdessen empfiehlt es sich, auf XML-Parser zurückzugreifen, die entweder in sichereren Sprachen implementiert sind oder deren Entwicklung besser strukturiert und professioneller organisiert ist. Trotz dieser Warnungen bietet Libxml2 eine breite Palette an Funktionen, die es Entwicklern ermöglicht, vielfältigste XML-Standards zu unterstützen.
Dazu zählen Canonical XML 1.0, XML-Kataloge, diverse Parsing-Schnittstellen, RELAX NG, XML-Schema und XPath-Unterstützung. Durch diese Ausstattung eignet sich Libxml2 vor allem für kontrollierte Umgebungen, in denen mit vertrauenswürdigen Datenquellen gearbeitet wird. Der Entwicklungsprozess ist flexibel gestaltet und kann über verschiedene Build-Systeme wie Autotools, CMake oder Meson realisiert werden. Dadurch kann die Bibliothek auf zahlreichen Plattformen von Linux über BSD bis hin zu Windows eingesetzt werden.
Für Entwickler ist es möglich, spezifische Module beim Kompilieren ein- oder auszuschalten und somit die Funktionalität den Anforderungen anzupassen. Es existieren auch diverse Konfigurationsoptionen, um beispielsweise Debugging-Module einzuschalten oder bestimmte XML-Standards zu aktivieren beziehungsweise zu deaktivieren. Das Thema Abhängigkeiten spielt ebenfalls eine Rolle. Libxml2 benötigt zur Umwandlung von Zeichencodierungen die Funktion iconv, die in POSIX-Systemen üblicherweise zur Verfügung steht. Auf Windows-Systemen oder anderen Plattformen ohne native Unterstützung sind externe Bibliotheken wie GNU libiconv erforderlich.
Das Hinzufügen von Features wie zlib zur Datenkomprimierung oder ICU zur Zeichencodierung ist optional, teilweise sogar nicht empfohlen, da dies zusätzlichen Komplexitäts- und Angriffsflächen mit sich bringt. Neben den technischen Aspekten sollte das Thema Sicherheit bei Libxml2 auch im organisatorischen Sinne betrachtet werden. Die Entwickler empfehlen, dass Nutzer von Libxml2 Sicherheitsmängel selbst evaluieren und gegebenenfalls durch zusätzliche Code-Prüfungen und Tests absichern. Dies ist ein ungewöhnlicher Umgang mit Sicherheit bei einer so kritischen Bibliothek. Weiterhin sind Entwickler und Betreiber von Software, die Libxml2 integriert haben, angehalten, auf aktuelle Versionen zu achten und Updates zeitnah einzuspielen, da regelmäßig Fehler behoben werden, darunter auch kritische Sicherheitslücken.
Der offene Entwicklungsprozess mit über 7.600 Commits und vielen beitragenden Entwicklern bietet jedoch trotz der beschriebenen Risiken eine gewisse Sicherheit durch Transparenz. Sicherheitslücken können von jedem eingesehen und aufgedeckt werden, was zu einer lebendigen und aktiven Community führt, die Fehler meldet und behebt. Trotzdem ist die Balance zwischen Offenheit und tatsächlicher Sicherheit nur schwer zu halten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Libxml2 eine mächtige und ausgereifte XML-Bibliothek ist, die, wenn sie in passenden Szenarien eingesetzt wird, zuverlässig arbeitet.